Engelgau

Das alte Dorf Engelgau

Erzählt um 1900 von Jansen aus Engelgau, veröffentlicht in dem Buch von Gottfried Henßen: "Sagen, Märchen und Schwänke des Jülicher Landes", 1955, Nr. 342

Das Dorf Engelgau ist etwas fortgerückt; es steht nicht mehr da, wo es in alter Zeit stand. Damals stand es mehr nach Osten (Richtung Frohngau), oben auf der Anhöhe, wo es "em Koppsjade" heißt. Da stand noch bis vor einiger Zeit ein altes Mauerwerk. Auch auf dem Henzeberg (Heinzenberg, Nähe Birkenheck) südlich von Engelgau finden sich "ruede Schervele". Nicht weit vom Koppsjade liegt ein schön gemauerter Brunnen; obwohl er so hoch sich befindet, wird er auch im heißesten Sommer nicht trocken. Man sagt, er habe in alter Zeit mitten im Dorf gelegen. Neben dem Koppsjade heißt eine Stelle "op däm Jödde " Kerchhoff" (kleiner Hügel am Ortsausgang Richtung Frohngau). Ein Mann, der dort grub, stieß auf Gräber, die aus großen Steinplatten bestanden. Neben den Gebeinen der Toten lagen alte verrostete Messer und anderes. In einem Grabe fand sich ein Rosenkranz, dessen Körner verschieden gefärbt waren, auch Bleiknotten, wie man sie in dem Bleibergwerk zu Kallmuth findet. Das alte Engelgau soll im Krieg zerstört worden sein; deshalb hat man es später nach unten angelegt, dort, wo es heute noch steht.


Sagenhaft stark durch Farnsamen

Erzählt um 1900 von Hermann Müller aus Engelgau. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 111 a

En Engelgau wore zwei, die hatte op m Krützwäg (Kreuzweg) Faasom (Farnsamen) kregge. Wenn die Männ Strau (Heidekraut als Streu für das Vieh) haue jenge, dann laht se sich op n Sitt (legten sich hin, ruhten sich aus). Wenn et baal Meddag oder Fierovend woe, dann worpe sie de Haue su witt se konnt, dann woe su witt Strau af. De Löck sahte, wenn sie Strau haute, im Jux: "Nue mösse mie ooch ens sehn, dat mie jet Faasoom kregge."


Für Farnsamen die Seele verkauft

Erzählt von Schruff aus Nettersheim um 1900. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 111d

Zwei Brüder von Engelgau gingen auf einen Kreuzweg, um vom Teufel Farnsamen zu kriegen. Sie mussten sich aber mit ihrem eigenen Blute dem Teufel verschreiben. Nun waren sie so stark, wie sie wollten. An vielen Pferden versuchten sie ihre Kraft, mit Leichtigkeit hoben sie die auf.

Einer der Brüder verschwand, kein Mensch wusste, wohin. Da eilte der andere zum Pastor nach Zingsheim und sagte dem, sie hätten sich für eine bestimmte Zeit dem Teufel verschrieben, und der Tag sei bald da. Da sagte der Pastor, er müsse schnell aus Tondorf ein gewisses Buch herbeischaffen. Das tat er auch. Dann setzte der Pastor ihn in eine Bütte Weihwasser. Da kam der Teufel und wollte ihn nehmen. Da lief der Pastor in die Kirche, holte die Monstranz und setzte sie ihm aufs Haupt. Jetzt fing der Pastor an zu beten. Der Teufel rief dem Pastor zu, er wäre auch nicht rein, er hätte einmal ein Vierpfennigsbrötchen gestohlen. Der Pastor antwortete, er habe dem Bäcker einen Sou (frz. 5- Pfennigstück) dafür hingelegt. Da warf der Teufel ihm vor, er hätte auch einen Kappeskopf gestohlen. Da sagte der Pastor, dafür habe er einen Sou auf den Strunk gelegt. Jetzt warf der Teufel ihm vor, er hätte in einem Kornfeld seine Notdurft verrichtet. Darauf konnte der Geistliche nichts antworten. Der Teufel hat den Burschen aber doch nicht gekriegt, sondern musste schließlich weichen. Er hinterließ einen ekelhaften Gestank.

Mit Farnsamen auf Freiersfüßen

Erzählt um 1900 von Frau Barbara Kurth aus Buir. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 111 c

Drei Jonge van Engelgau jenge noh Nöddeschem (Nettersheim) freie. Die Nöddescheme Jonge drouhte (drohten) enne möt Schläge, wenn se noch eemol köme. Se antworte: "Wenn mie noch ens komme, dann vezell mie üch jet andesch." Nu jenge die drei op ne Krützwäg, sich Faasoom holle. Wie se öm zwöllef Uer op däm Krützwäg senn, kömmt ne Wahn, dat de Päed de Fonke us de Hofiese spritzte. Sie blivve ävve stohn. Du kom en Dam: "Ös de Wahn lang fott jewäes?" Se hann ävve net jeantwoet drop. Nu koom ne Wahn Heu, on deä hät su övvejeschwenk, dat me meene soll, eä fel övve se heä. Du koom dr Düvel möm Faasom, on du wore se su stärk, dat se alles konnte hövve, se konnte ne Kaebomm (Deichsel) möt de Hank ofhövve.

Wie sie nue wedde noh Nöddeschem koome, du komme die Nöddescheme Jonge on welle drophaue, on du sahte se, wenn se net jenge, dann nöhme se de Kaeboom on wörpe se övve de Mechelsberg erövve. Mechelsberg ös vier Stond davon entfernt. Do merkten die Nöddescheme Jonge, dat et domöt ken richtige Saach möt wör, on wöre loofe jejange.

De Faasoom hätte de Engelgauer Jonge spöde wedde jeän fott jehatt, se konnte ön ävve net mih quitt wäre. Se konnte ön en et Füe werpe oder en et Wasse, ävve de Faasoom komm wedde en ie Teisch (Tasche) zeröck.

Zwei dovann senn et quitt wore, se jenge bei ne alle Pastue on klagte däm dat. De hät se en en Bött Doofewasse (Taufwasser) gestellt on et Hochwürdige op de Kopp jestellt on hät övve se jebött (gebetet). Du wör et verschwonde. De Drett wöe net davon erluus wore, deä hätt dr Düvel jekrecht.

Das Geheimnis des glühenden Mannes

Überliefert aus Engelgau um 1900. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 219

Ein Siebzigjähriger erzählte ein Erlebnis aus seiner Militärzeit: Ich kam in Urlaub und musste durch einen Wald zu meiner Heimat. Ein abkürzender Fußpfad war sehr verrufen, es hieß, dort ging nachts ein glühender Mann um. "Ei", dachte ich, "du bist Soldat und hast einen Säbel an der Seite und brauchst nicht bange sein." So schlug ich den Fußpfad zum Dorfe hin ein. Plötzlich erblickte ich den Feuermann; er stand ganz regungslos da. Ich schritt furchtlos darauf zu, und was war es? - Ein Baumstumpf, dessen Kuppe ganz faul war und im Mondlicht glühte. So hatte ich das Geheimnis des glühenden Mannes entdeckt.<br><br>
Damals waren die Leute noch sehr abergläubisch. Wenn sie etwas Ungewöhnliches sahen, so untersuchten sie die Sache nicht. Jetzt kommt so etwas nicht mehr vor; die Leute glauben nicht mehr an Geister und Gespenster, und wo Auffälliges ist, da schauen sie zu, was es ist.

Sagen um die Ahekapelle

Ahekapelle bei Engelgau (Foto: Jonas Setzer)

Friedrich Jakob Schruff: Nettersheim - und wie es geworden. 1968. Manuskript

Ein Kranz von Sagen und Legenden windet sich um die einsame Ahekapelle. Es wird erzählt von einem Glöcklein und von Chorgesang, der geheimnisvoll aus der menschenleeren Kapelle ertönte.

Drei Juffern an der Ahekapelle

Erzählt von Johann Nettersheim aus Engelgau. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 327

Me Onkel va Nöddeschem hätt mie döckes verzallt, dat drei Juffere wöre jekomme, on wenn se su witt wöre, dat se die Ahekapell jesehn hätte, dann hätte die Jlocke va selve aanfange ze lögge.

Schatzsuche an der Ahekapelle

Erzählt von Johann Nettersheim aus Engelgau. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 327

Me Onkel va Nöddeschem hätt mie döckes verzallt, dat drei Juffere wöre jekomme, on wenn se su witt wöre, dat se die Ahekapell jesehn hätte, dann hätte die Jlocke va selve aanfange ze lögge.

Die Ahekapelle im Genfbachtal bei Engelgau

Bei der Ahekapelle soll ein römischer Wachtturm gelegen sein. Es befand sich dort ein römischer Wachtposten, eine Art Telegraph von Trier nach Bonn. Auch soll in dem alten Gemäuer ein Schatz ruhen. Man hat danach gesucht, aber nichts gefunden. Andere sagen, der Chor der Ahekapelle soll ein Stück des römischen Wachtturms sein, der sich dort einst erhob.

Tempelherren an der Ahekapelle

Ahekapelle von innen (Foto: Jonas Setzer)

Erzählt um 1900 von Michael Hück. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 371 a

An der Ahekapelle haben die Tempelherren gewohnt; jetzt noch sind dort Mauerreste vorhanden. Die Kapelle war ihr Gotteshaus. Der Orden war sehr mächtig. Da haben sich der König von Frankreich und der Papst verbunden und haben alle Tempelherren vernichtet und ihre Klöster verbrannt. Der Obere des Klosters hat in den Flammen den Schwur getan, es werde dem Papst und dem König schlecht ergehen; beide würden eines jämmerlichen Todes sterben. Sie sollen auch in kurzer Zeit durch Ungeziefer zu Tode gekommen sein. Wo das Kloster war, soll auch noch ein Schatz ruhen. Man hat dort gegraben, aber nichts gefunden.

Kloster der Tempelherren

Erzählt um 1900 von Schäfer Jansen aus Engelgau. Henßen (s. Das alte Dorf Engelgau) Nr. 369 c

Jet hönge de Kapell 5 bis 6 Minute em Almeshart hät e Kluste van de Tempelhäere jestange. Die solle aal en een Naht fott senn komme. Of se öm send braht wure, weeß ich net; me hät ävve nühs mih dovan jehuet.



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