Tondorf

Sagen und alte Dorfgeschichten

zusammengetragen und bearbeitet von Sophie Lange

Das alte Tondorf
Götzenaltäre
Raubüberfall in der Christnacht

Das alte Tondorf

Johannes Becker: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Blankenheim, Köln 1893, Seite 611

Tondorf liegt auf dem höchsten Punkt der im Süden von der oberen Ahr umschlossenen Hochebene. Ganz in der Nähe des Dorfes befindet sich die mehr als 1700 Fuß hohe Wasserscheide von Ahr, Erft und Urft, die sämtlich von Quellbächen gespeist werden. Zur Zeit der Römerherrschaft gingen mehrere Straßen über Tondorf, zunächst die Straße in der Richtung von Blankenheim nach Rheinbach und zum Rhein hin; desgleichen die Straße in der Richtung von Lommersdorf über Rohr nach Engelgau und weiter nach Zingsheim. Auch wurde in Tondorf römisches Mauerwerk gefunden. Die erhöhte und freie Lage musste den Römern besonders geeignet erscheinen für ihre militärischen Maßnahmen.

Götzenaltäre

Jakob Katzfey: Geschichte der Stadt Münstereifel und der nachbarlichen Ortschaften. Köln 1855. 2. Teil, S. 230

Tondorf gehört seiner Lage nach schon zur Hocheifel. Am Kreuze zwischen Keldenich und Tondorf ist nämlich die Höhe 1843 Fuß. Bis zum Jahre 1804 hat sich im dortigen Pfarrarchive eine Schrift vorgefunden, welche aussagte, dass einst ein Feldherr Teudobold in Keßlingen an der Ahr sowie in Tondorf und Weyer die Götzenaltäre zertrümmert und an deren Stelle christliche Altäre errichtet habe.

So fand sich auch noch beim Abtragen der alten Kirche im April 1812 unter dem Tafelsteine des Hochaltars ein oblonger, massiver roter Sandstein, auf dessen vier Seitenflächen heidnische Götzen eingehauen waren. Durch die Unkenntnis der Bauleute ist derselbe zum Fundamente des Turmes verwendet worden; er kann also noch lange ruhen, ehe unsere Altertumsforscher sich seiner bemächtigten.

Zu Tondorf hat sich bis auf unsere Zeiten die Sage erhalten, dass einst die Einwohner durch den Andrang und die Grausamkeit französischer Horden genötigt wurden, Haus und Hof zu verlassen und in die Waldungen zu flüchten.ar er bereit, seine teuflische Kraft beim Bau einzusetzen. Die Steine soll er von Roderath geholt haben.

Raubüberfall in der Christnacht

Karl Guthausen: Sagen und Legenden aus Eifel und Ardennen, Band 2 , Seite 228

Früher stand auf Walcherath (Walderather Hof) einsam ein Bauernhof. Seine Bewohner gingen regelmäßig nach Tondorf zur Kirche. Jahr um Jahr erschienen sie pünktlich zur Christmette, mochte alles auch noch so verschneit sein. Der Weg führte durch ein unwirtliches Waldgelände, in dem sich die Kirchgänger in der Dunkelheit leicht hätten verirren können. Da man in Tondorf mit der Teilnahme der Walcherather an der Christmette bestimmt rechnen konnte, ließ der Pfarrer etwa eine halbe Stunde lang vor Beginn des Gottesdienstes mit einer kleinen Glocke läuten, damit sich die Leute von Walcherath an dem Klang orientieren konnten.

Einmal geschah es nun, dass man in Tondorf vergeblich auf die Walcherather warten musste. Man hatte wie immer mit der Glocke Zeichen gegeben. Die für den Beginn der Mette angesetzte Zeit war bereits verstrichen; doch die Leute waren nicht gekommen. Der Pfarrer begann mit dem Gottesdienst. Als er aber das Messbuch aufgeschlagen hatte, fiel ein Blutstropfen darauf, dessen Herkunft man sich auf natürliche Weise nicht erklären konnte. Der Pfarrer sah darin ein Zeichen für eine geschehene Bluttat. Sofort dachte er an das unerklärliche Ausbleiben der Pfarrkinder von Walcherath. Daher unterbrach er den Weihnachtsgottesdienst und schickte die anwesenden Männer aus, um nach den Vermissten zu suchen. Also stapften die Tondorfer in der Heiligen Nacht durch den verschneiten Winterwald in Richtung Walcherath. Unterwegs gaben sie Rufzeichen von sich, um mit den Vermissten Verbindung zu bekommen, falls sich diese im Wald verirrt hätten. Doch niemand meldete sich. Als sie dann in Walcherath ankamen, fanden sie statt eines Hauses einen rauchenden Trümmerhaufen. Weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken. Alles Vieh war offensichtlich fortgetrieben worden.

Nach längerem Suchen und Rufen tauchte schließlich ein Mädchen auf, das als Magd auf dem Hof gedient hatte. Verstört erzählte es, der Hof sei in der Nacht von einer Räuberbande überfallen und ausgeplündert worden. Die Bewohner wollten sich zur Wehr setzen, seien aber alle ermordet worden. Zum Schluss habe man Haus, Stall und Scheune in Brand gesteckt. Sie selbst sei nur mit knapper Not dem Tod entronnen, da es ihr gelang, unbemerkt in den Wald zu fliehen.

Als Anführer der Räuberbande wurde der Schönauer Johannes genannt. Nach diesem Geschehen ist der Walcherather Hof nicht wieder aufgebaut worden.

bei den Sagen von Buir ist die Erzählung in Mundart zu lesen


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