Gedichte: Mal ernst, mal heiter ... und so weiter

Es war einmal ...

Es war einmal ein Mägdelein,
das trug ein rotes Käppilein.
Drum wurde es Rotkäppchen genannt
Und war bekannt im ganzen roten Vaterland

Ein grauer Wolf folgte errötend ihrer Spur
und landete bei den Beeren in der Natur.
Doch das rote Käppchen war verschwunden.
Das Mägdelein hatte ein grünes Käppilein gefunden.

Doch grün zog den Wolf jetzt gar nicht an,
das roch und schmeckte ihm zu vegan.
So kam Grünkäppchen heil nach Haus
und damit ist das Märchen aus.


Es war einmal eine Humpel-Fee.

Die hatte Arthrose in ´nem dicken Zeh.
Und das tat weh,
verdammisch weh.

Um doch ein bisschen froh zu leben,
beschloss sie, nur noch feri zu schweben.
Dabei stieß sie an eines Berges Spitze,
stürzte ab, getroffen wie vom Blitze.

Die arme, arme Humpel-Fee,
jetzt tut ihr alles, alles weh,
nicht nur der dicke Zeh.
Oh jemine!

Die tanzenden Matronen

Als ich auszog von zu Hause,
mich zurückzog in ´ne Rentnerklause,
nahm ich steinerne Figuren mit:
Matronen-Göttinnen, immer zu dritt.

Auf dem Kühlschrank stellte ich sie auf,
nun nahm das Schicksal seinen Lauf.
Die Matronen tuschelten auf eigene Weise
in fremder Sprache kehlig leise.

„Und sie tanzten einen Tango“,
fit und frisch durch täglich Fango.
Dann folgte eine heiße Rumba
und als Höhepunkt ´ne flotte Zumba.

Dazu summte der Kühlschrank eine Melodie
und vibrierte heftig wie noch nie.
So schwoften die drei die ganze Nacht
und haben mich um den Schlaf gebracht.

Morgens in der Früh wurde es klar,
bei Vollmond hier ´ne geile Party war.
Nun saßen die drei Matronen am anderen Ende,
im Schoß unschuldig die göttlichen Hände.

(Anlässlich der Eifeler Buchmesse 2022 in Nettersheim)

Das Glück

Das Glück -
ich wollt´s mit beiden Händen fassen,
wollt´ es besitzen und nicht andern lassen.
Das Glück -
ich sucht´es in der Liebe, nur für mich allein,
beim Feiern, Tanzen, Fröhlichsein.
Das Glück -
wo war es in der weiten Welt?
Was es bei Reichtum, Luxus, Geld?
Das Glück -
traf ich es irgendwo,
enttäuschte mich, es macht nicht froh.
Das Glück -
ich fand´s in kleinen Dingen,
im Blätterrauschen, Vogelsingen.
Das Glück -
es strahlt aus Hoffnung, die man gibt,
glückich, wer seinen Bruder liebt.
Das Glück -
es keimt im Kummer und im Leid,
wächst in der Stille, blüht, gedeiht.
Das Glück -
es ruht ganz tief in mir,
es macht so froh - ich schenk es dir.

Das Monschauer Land Jahrbuch 1985